Zitat4500 Jahre altes Skelett von Leubingen nach Weimar gebracht Quasi im letzten Moment stieß das Grabungsteam um den Archäologen Klaus-Peter Wechler bei den zu Ende gehenden Arbeiten auf der Trasse der künftigen Autobahn bei Leubingen auf einen weiteren, wissenschaftlich wertvollen Fund. Leubingen. Keine 200 Meter vom Grabhügel des "Fürsten aus der Bronzezeit" (um 1940 v. Chr.) entfernt, waren die Arbeiter erst am Donnerstag auf eine Frauenbestattung gestoßen, die nach ersten Untersuchungen der Kultur der Schnurkeramik (2500 v. Chr.) zuzuordnen ist. Was die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler erhöhte, war auch eine sogenannte Franzenkette, die aus den durchbohrten Reißzähnen von Hunden und Muschelblatt gefertigt worden war. "Im Gelände wäre es unter den jetzigen Bedingungen mit Regen und Schnee eine Schlammschlacht geworden, den Fund mit all seinen Feinheiten freizulegen. Deshalb war die Bergung im Block eine richtige Entscheidung unseres Projektleiters", sagt Diethard Walter, Leiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte Weimar. Er ist froh, den Schatz für weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen in seiner Werkstatt zu haben. Solche Aktionen sind schon bemerkenswert. Wie unsere Zeitung berichtete, war erst Mitte Oktober und ebenfalls ganz in der Nähe des Leubinger Hügels eine Gräbergruppe aus der Zeit des Thüringer Königreiches (5./6. Jh.) freigelegt worden. Einer der hier beigesetzten Krieger, mit Schwert, Schild, Lanze sowie goldener bzw. vergoldeter Gürtelschnalle mit eingelegten roten Alamandinen, war ebenfalls mittels Blockbergung aufgenommen und nach Weimar gebracht worden. Der Jubel in Fachkreisen war groß, denn der Mann aus gehobener Stellung im Reich der Thüringer bereichert nicht nur das Wissen. Er erweitert auch den Fundus an Sachzeugnissen zu einem Zeitabschnitt, der bislang dünn bestückt ist. Im Landkreis Sömmerda war im Zusammenhang mit den Grabungen im Vorfeld des Autobahnbaus bereits im Jahre 2001 bei Schloßvippach eine Blockbergung vorgenommen worden. "Damals war ein Frühbronzezeitler für uns von besonderem Interesse. Wirklich ein merkwürdiger Fund. Dem Mann waren die Beine auf unnatürliche Weise zusammengebunden worden", erinnert sich Diethard Walter. Der Fund sei bearbeitet, konserviert, dokumentiert worden und stehe für Ausstellungszwecke bereit. Mit "Hau-ruck" durch ein Fenster der Weimarer Museums-Werkstatt gehievt wurde nun die Lieferung Nr. 3 der Ausgräber an der A 71. "Das waren einige Stunden Arbeit für uns. Erst wird ein Holzrahmen um das Grab gelegt, das wie auf einem Erdsockel steht. Dann muss alles vorsichtig mit einer Schrotsäge getrennt und Brett für Brett ein Holzboden untergeschoben werden", erklärt Projektleiter Wechler. Der Fund bekam die Nummer 5320. So viele Einzelobjekte sind in den zurückliegenden zwei Jahren bei Leubingen geborgen worden. "Bis Mitte Dezember wird es noch einige Restarbeiten geben, wir sind nur noch mit einer kleinen Mannschaft im Gelände." Das Fazit für die Grabungen steht noch aus, aber so viel ist klar: Bei Leubingen konnte eine Besiedelung seit über 6000 Jahren nachgewiesen werden.