Zitat Erster Wohlstand bereits in früher Bronzezeit von Thomas Schöne
Halle (Saale)/MZ. Den ersten Wohlstand in Mitteleuropa hat es bereits in der frühen Bronzezeit vor rund 4000 Jahren gegeben. Das ist das Fazit einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern nach sechsjähriger Forschungsarbeit. «Es waren ein bis zwei Jahrhunderte friedliche Zeiten», sagte Projektkoordinator und Archäologe François Bertemes von der Martin-Luther-Universität Halle der Nachrichtenagentur dpa.
«Innerhalb der normalen Bevölkerung gab es kaum soziale Unterschiede zwischen Arm und Reich.» Zum ersten Mal sei es allen gut gegangen. Das belegen die zahlreichen Funde in Mitteldeutschland.
Die Besonderheit dieser Epoche war, dass durch das heutige Gebiet von Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen die europäischen Fernhandelsrouten für Kupfer, Zinn und Gold verliefen. «Hier wurde gehandelt sowie Waren und Ideen ausgetauscht», sagte Bertemes. Der Handel wurde kontrolliert von mächtigen Priesterfürsten, wie die Funde in den Gräbern von Leubingen und Hermsdorf (beide Thüringen) belegen. Als Währung gab es normierte Kupferbarren.
Neben dem Handel basierte der Wohlstand auf den hervorragenden Böden der Region und den milden klimatischen Bedingungen jener Zeit. «Das machte es den Menschen leicht, ertragreich die Felder zu bewirtschaften und die Ernährung für alle zu sichern», sagte Bertemes.
Bei den Untersuchungen der in der Bronzezeit besiedelten Anhöhen fanden Archäologen keine Befestigungen und auch keine Hinweise auf Schlachten. Es habe offensichtlich keine Bedrohungen gegeben und somit auch keinen Grund, Befestigungen anzulegen. Insgesamt wurden von den Archäologen 24 Siedlungen unter die Lupe genommen.
Unter dem Titel «Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Die Funde von Nebra, Sachsen-Anhalt, und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas» arbeiteten seit Januar 2005 insgesamt 36 Wissenschaftler aus Halle, Jena, Tübingen, Bochum, Mannheim, München und Edinburgh (Schottland) zusammen. Die Ergebnisse wurden jetzt bei einer Tagung in Halle vorgestellt. An den Projektosten von fünf Millionen Euro beteiligte sich die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit 3,3 Millionen Euro.