ZitatSachsen zur Zeit der Germanen fast menschenleer
öß Karten wie dieser Ausschnitt veranschaulichen die große Dynamik der Besiedlungsgeschichte in Sachsen. Foto: PR Im Internet landesvermessung.sachsen.de Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen Dresden. Sachsen war in der Römischen Kaiserzeit (0 bis 4. Jahrhundert) fast menschenleer. „Während wir aus der Bronze- und Eisenzeit davor relativ viele Funde und Befunde haben, fällt zur Zeit der Germanen eine Fundstellenarmut auf“, sagte Landesarchäologin Regina Smolnik am Dienstag bei der Präsentation der vorerst letzten Teile des „Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen“ in Dresden. Für den wahrscheinlichen Siedlungsrückgang könne es wirtschaftliche, klimatische und politische Gründe gegeben haben. Das Phänomen sei bisher nicht zu erklären, kriegerische Eroberungen und Seuchen als Ursachen ausgeschlossen.
„Die Archäologen gehen davon aus, dass wir nur etwa zehn Prozent des Bestandes kennen, der noch verborgen ist“, sagte Smolnik. Bekannt sei die Kulturlandschaft nur durch Bodenaufschlüsse. „Wir können nicht flächendeckend in die Erde schauen.“ Daher wisse man nicht, was sich noch alles verberge. Das Landesamt verwahre rund 19 Millionen Funde und Dokumente zu rund 30.000 Fundstellen. „Das ist nur ein kleiner Teil der Hinterlassenschaften.“ An der Feststellung, dass das Gebiet zur Zeit der Germanen verlassen war, würden künftige Funde aber nichts ändern.
Die fünf neuen Karten und ein Beiheft zur „Ur- und Frühgeschichte Sachsens“ stellen laut Smolnik den neuesten Stand der archäologischen Forschung im Freistaat dar. In acht Abschnitten werden die Epochen von der Altsteinzeit bis ins Jahr 1000 nach Christus aufgearbeitet. Die Karten zeugten von der dynamischen Besiedlungsgeschichte, die sich nach der Landnahme durch die ersten Bauern vor 7000 Jahren durch markante Wechsel auszeichne. Sie umspannten einen Abschnitt vom Neolithikum (5500 vor Chr.) bis zum Frühmittelalter (1100 n.Chr.). Für die Kartierung wurden rund 4,4 Millionen Funde sowie etwa 355 Regalmeter Dokumentation herangezogen.
An dem Atlas wird seit 18 Jahren gearbeitet. Bisher wurden 47 verschiedene Themen mit 53 Karten zu Bevölkerung, Kirchengeschichte, Bodenschätzen oder Ortsnamen von der Vorzeit bis zur Friedlichen Revolution 1989/90 veröffentlicht. „Das Grundlagenwerk richtet sich an interessierte Laien und Geschichtsforscher, die nicht primär mit Archäologie beschäftigt sind, und ist ein erster Anhaltspunkt für Archäologen, die sich mit Regionen und Zeiten beschäftigen“, sagte Smolnik. (dpa)