Kurzfassung - Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge im Taunus - hier: Wiesbaden-Frauenstein
Meist häufig gangförmige und gemeinsam auftretende Mineralisationen sind aus dem Rheinischen Schiefergebirge bekannt, die sich durch prächtige Pseudomorphosen von Quarz nach Baryt und großdimensionierte, zonierte Quarzkristalle, sog. Kappenquarze, auszeichnen. Sie werden daher als Pseudomorphosen-und Kappenquarzgänge bezeichnet. Markante Felsrippen sind mit Mächtigkeiten bis zu 80 m das auffälligste Element innerhalb der postvariscischen Mineralisationen, die oft durch die herausgewitterten Gänge gebildet werden. In manchen dieser Gänge können die SiO2-Gehalte auf über 99% ansteigen. Grabbeigaben in latenezeitlichen Bestattungen belegen, dass Kappenquarzkristalle aus dem Taunus bereits den Kelten bekannt sein mussten. In zahlreichen Sammlungen sind heute Stufen aus diesen Gängen vertreten. Berühmtestes Beispiel stellt wohl die Mineraliensammlung von JOHANN WOLFGANG V. GOETHE dar.
Weit über die Hälfte aller Pseudomorphosen-und Kappenquarzgänge liegt am Südrand des Rheinischen Schiefergebirges und hier vor allem im Taunus. Mit bis zu 25 m Mächtigkeit und ungefähr 4 km Länge zählt der Quarzgang von Wiesbaden-Frauenstein - Georgenborn (Bl. 5914 Eltville am Rhein) zu den bedeutensten Pseudomorphosenquarz-Gängen des Taunus. Wie der Vockenhausener Gang streicht er NW-SE, fällt aber steil nach NE ein. Nebengesteine sind überwiegend Phyllite der Eppstein-Formation, im NW auch Metavulkanite. Im NW keilt der Gang nahe zu den Gesteinen des Unterdevon der Vordertaunus-Einheit aus; im SE besitzt der Gang - entlang der tertiären Küstenlinie - eine tektonische Grenze zum Mainzer Becken.
Die Minerale der Karbonatphase von Wiesbaden-Frauenstein sind fast überall durch Lösungsvorgänge weggeführt worden, so dass sie heute nur noch perimorph, von Quarz der jüngeren Mineralisationsphasen überwachsen, vorliegen. Jeweils bis mehrere cm große Perimorphosen von Quarz um ehemalige Karbonatrhomboeder stammen unter anderem von hier.
In der Barytphase kam es dann zur Abscheidung mehrerer Generationen von Baryt, der überall pseudomorph von Quarz ersetzt wurde und als charakteristischer Pseudomorphosenquarz den Gängen ihren Namen gegeben hat (siehe Foto).
In Klüften und Drusenhohlräumen treten zonierte Quarzkristalle auf, die von SCHNEIDERHÖHN (1912) kristallographisch untersucht wurden. Seit SCHARFF (1854/55) werden solche Kristalle ’Kappenquarze’ genannt, da sie durch Inhomogenitäten auf den Rhomboederflächen (z.B. Tonminerale, Brauneisenstein) bedingt, eine erhöhte Teilbarkeit entlang dieser Flächen aufweisen, so dass sich gelegentlich die äußere Kappe bzw. Haube eines Kristalls lösen und abheben lässt.
Selten sind gelbe, ockerfarbene und rotbraune Eisenkiesel beobachtet worden (siehe Foto).
Auf Spalten und Klüften der Gänge finden sich schließlich auch häufig oxidische und hydroxidische Eisen- und Manganerze (Hämatit, Goethit, Manganomelan, Lithiophorit), die - bei nennenswerten Anreicherungen - im letzten Jahrhundert an mehreren Stellen im Taunus im Tiefbau gewonnen wurden.
Quellen: ’Geologie und hydrothermale Mineralisation im rechtsrheinischen Schiefergebirge’ - 2.4 Postorogene Mineralisationen’ - hier: ’2.4.1 Pseudomorphosen- und Kappenquarzgänge’ von Dr. Thomas Kirnbauer im Sonderband 1 des Nassauischen Vereins für Naturkunde, Wiesbaden 1998.
Autor: Mineralit -----------------------
So, und nun viel Spaß beim Betrachten des Fototeils ..
Eigenfunde - Perimorphosen - Quarz nach Karbonat-Rhomboedern ..
Mineralit
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Pseudomorphose_Perimorpho
Pseudomorphose_Perimorpho
noch Eigenfunde - Kappenquarz-Bruchstück aus den 80ern und Kokardenquarz 2000 ..
Mineralit
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Kappenquarz-Bruchstück_Ei
Quarz_Sternquarz_EF_Wi-Fr
.. siehe insbesondere Bild 2 und 3 mit dem 15,4 cm (!!) langen Kappenquarz-Kristall - als Eigenfund! :mrgreen:
Mineralit
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Kappenquarz_15,4 cm Länge
Kappenquarz_15,4 cm Länge
Kappenquarz_Eigenfund_10
Mineralit
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Kappenquarz_Eigenfund_10
Kappenquarz_Eigenfund_10
[size=120] noch Eigenfunde - Kappenquarz - hier: aus den 80ern ..
Mineralit
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Kappenquarz_Eigenfund_80e
Kappenquarz_Eigenfund_80e
Kappenquarz_Eigenfund_80e
Mineralit
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Pseudomorphosenquarz_Eige
[size=120] Eigenfunde - Eisenkiesel, Karneol mit Baryt (!!) sowie übereinander gelagerte Quarzgenerationen - alles Funde aus den 70ern u. 80ern,
Gruß Peter
Mineralit
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Eisenkiesel_Eigenfund_70e
Karneol mit Baryt_Eigenfu
Quarzgenerationen_Eigenfu
....wunderschöne Funde - ich gebe aber offen zu, dass ich davopn nicht die geringste Ahnung hab-aber der Eisenkieselsieht ja richtig schön knallig aus. Muss man an den Steinchen noch irgendwelche Aufbereitungen machen, oder liegen die wirklich so bunt in der gegend rum?
vielen Dank für die tollen und aussagekräftigen Bilder deiner bisher zusammen getragenen Mineralien. Ich bin schon auf deine folgenden Bildberichte gespannt.
MfG Marcus
@Udo: Bei unserer nächsten Besichtigung von Muldenstein müssen wir unbedingt nochmal in den Stollen, denn ich habe drei Bestellungen für das vulkanische Gestein bekommen.