ARTE Das Massaker von Katyn im Jahr 1940 erzählt Filmemacherin Lisbeth Jessen aus einer neuen Sicht: Im April 1943 fliegen zwölf europäische Gerichtsmediziner im Auftrag des Roten Kreuzes von Deutschland in die ehemals von Russen besetzten polnischen Gebiete, die jetzt unter deutscher Kontrolle sind. Ihre Aufgabe besteht darin, fast 15.000 Leichen zu identifizieren, Leichen polnischer Offiziere, die - das wollen die Nazis nachweisen lassen - 1940 von sowjetischen Soldaten nahe der polnischen Kleinstadt Katyn erschossen wurden. 62 Jahre später - im Jahr 2005 - taucht am gerichtsmedizinischen Institut in Kopenhagen der Schädel eines der ermordeten Offiziere auf. Damit beginnt erneut eine Spurensuche. Sie führt die Regisseurin bis nach Australien. Das namenlose Opfer von Katyn bekommt durch die Recherchen seine Identität zurück. Die Dokumentation erzählt die Geschichte dieses Mannes und macht deutlich, wie tief das Kriegsverbrechen seine überlebenden Familienangehörigen bis heute gezeichnet hat. Er berichtet aber auch davon, wie die beteiligten Gerichtsmediziner, allen voran ein dänischer Wissenschaftler, durch die Konfrontation mit der grauenhaften Tat von Katyn für ihr eigenes Leben geprägt wurden. Die Folgen des Krieges reichen bis in die Gegenwart. War es der deutschen Führung 1943 darum gegangen, die Schuld der Roten Armee vor der Weltöffentlichkeit festzustellen und anzuprangern, so ist die Verantwortung der Russen für das Massaker an der polnische Elite heute unstrittig. Die Dokumentation macht das Ausmaß des ungeheuren Verbrechens deutlich, indem sie einen einzigen Toten posthum wieder zur Person werden lässt. > 21.55 | 55 Min. | 564-585